Heute steht aktive Erholung auf dem Programm. Mit dem Auto geht es ins Martelltal. Dort möchte ich den Lärchenweg wandern. Knappe 3 Stunden soll die recht entspannte und familientaugliche Wanderung laut Wanderführer dauern. Ich brauche am Ende 5 Stunden, mache dabei aber einige Fotopausen.
Heimatgefühle in Südtirol
Auf dem Parkplatz am Zufritthaus werde ich mit einem erzgebirgischen „Glück Auf!“ begrüßt, was mich erst einmal kurz sprachlos macht. Da fährt man durch die halbe Weltgeschichte und trifft tatsächlich in der Fremde auf Bewohner der alten Heimat. An dieser Stelle geht ein kleiner Gruß nach Niederwürschnitz ;-).
Viel Trubel am Gasthof Enzian
Zu Beginn der Tour muss ich gleich einen steilen Waldweg hoch und komme an einem Wasserfall vorbei, über den eine Holzbrücke führt.
Nun geht es weiter durch den Wald, immer ein wenig bergauf, ein wenig bergab. Ich bin der einzige Wanderer auf diesem Weg und so hat wohl auch ein kleines Eichhörnchen nicht mit meiner Anwesenheit gerechnet. Schnell rettet es sich auf den nächsten Baum als es mich bemerkt. Über mehrere kleine Holzbrücken gelange ich schließlich wieder auf die Straße ins Hintermartelltal. Ein kurzes Stück muss ich der Straße folgen, kann dann aber auf den Mullisteig (Nr. 38) abbiegen, der mich zum Alpengasthof Enzian (ehemalige Enzianhütte) führt. Hier oben befindet sich der Talschluss und es ist schon einiges mehr los als auf dem Parkplatz am Zufritthaus. Eine ganze Kolonne Autos schlängelt sich auf die Parkplätze und ich sehe die ersten bockigen Kids, die keine Lust auf Wandern haben. Hier ist ein Knotenpunkt, viele Touren im Martelltal beginnen und enden hier.
Tosende Plimaschlucht und stille Almwiesen
Ich gehe den Abzweig links (Nr. 12) entlang und blicke in eine tiefe Schlucht, wo der Fluss Plima rauschend durchfließt. Hier sieht der Weg noch so aus als könne man die Wanderung auch mit dem Kinderwagen gut bestreiten. Ich komme an einen kleinen Teich und gehe rechts weiter in den Lärchenwald.
Wirklich traumhaft hier, schön schattig und trotzdem angenehm warm. Die Vögel meckern laut, weil ich sie störe. Der Trubel hat sich inzwischen etwas gelegt. Die meisten Wanderer sind entweder zum Rundweg Plimaschlucht abgebogen oder haben heute Größeres vor und sind Richtung Marteller Hütte aufgebrochen. Okay, ich stelle fest, die Wanderung ist doch nichts für Kinderwagen. Über Wurzeln und viele große Steine geht der Waldweg nämlich jetzt weiter. Dazwischen komme ich an ein paar märchenhaften Almwiesen vorbei, wo es sich auch wunderbar picknicken ließe. Eine bewirtschaftete Alm gibt es auf der kurzen Runde nämlich nicht.
Wenn ich den See seh‘, brauch ich kein Meer mehr
Irgendwann erhasche ich zwischen den Bäumen einen Blick auf das türkisblaue Wasser. Einen Blick frei von Bäumen gibt es leider nicht von hier oben. Dafür habe ich heute nicht genügend Höhenmeter gesammelt. Aber ich habe deutlich mehr Leute getroffen als in den vergangenen Tagen. Und hier „unten“ gibt es viel mehr Wasser, es sind mehr Tiere unterwegs und die Landschaft ist abwechslungsreicher als auf 2.500 m Höhe.
Auf dem letzten Teilstück der Wanderung verlasse ich den Wald und der See tut sich vor mir auf. Auch wenn es ein künstlich angelegter Stausee ist, ist dieses Fleckchen Erde doch wunderschön: Das Wasser ist türkisblau und glitzert in der Sonne, am Ufer laden rustikale Holzbänke zum Verweilen ein und auf den umliegenden Wiesen fliegen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge um die Wette.
Bis zur Staumauer kann man am See entlang spazieren. Oder einfach ein paar Meter hin und her gehen, die Sonne genießen und ausruhen – so wie ich das mache. Dann geht es frisch gestärkt zurück zum Parkplatz. Man muss die Straße entlang aber es sind nur einige Meter.
Zurück am Parkplatz gehe ich links am Zufritthaus vorbei. Hier gibt es nämlich noch eine tolle Aussicht auf den See und die umliegenden Berge wie Vordere Rotspitze, Zufallspitze und Cevedale.