Nachdem jeder sein Gipfelfoto vom Unterrothorn für das Erinnerungsalbum geschossen hat, beginnt der Abstieg. Es ist nur noch ein kurzer Weg bis zum heutigen Etappenziel Fluhalp, die sich oberhalb des berühmten Stellisees befindet. Bergab geht es neben der Skipiste einen schmalen Pfad entlang. Überall sehen wir die berühmten Schwarznasenschafe, die sich von uns so gar nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wahlweise wird gedöst, gefressen oder wiedergekäut – ziemlich chillig so ein Leben als Schaf.
Naturgenuss beim Abstieg
Langsam, aber sicher wird auch die Flora wieder abwechslungsreicher und Christine schöpft aus ihrem Wissensfundus über Alpenblumen. Erstaunlich, wie viele Enzianarten es allein gibt! Direkt am Wegesrand sehen wir sogar ein Edelweiß – die Königin unter den Alpenblumen!
Wir lassen uns mit dem Abstieg Zeit für Fotopausen und um einfach die Landschaft zu genießen und möglichst viel von der Bergwelt aufzunehmen. So gerne ich fotografiere, die ganze Reise über nur durch die Kameralinse zu sehen ist auch nicht befriedigend. Den Alltag habe ich an dieser Stelle längst hinter mir gelassen.
Die Fluhalp – Übernachtung mit exklusivem Ausblick
Die Fluhalp liegt mitten in einem kleinen Tal, umgeben von Hügeln und Bergen mit Blick auf schneebedeckte Gipfel und Gletscherzungen der umliegenden 4.000er. Angekommen an der Hütte setzen wir uns auf die sonnige Terrasse und bestellen ein kühles Getränk. Sonnenliegen und ein kleiner Spielplatz für die Kinder laden hier auch Tagesausflügler zu einer längeren Pause ein.
Es ist gerade einmal 15.30 Uhr, für mich eine untypische Zeit, um schon auszuruhen. Daher erkunden Claudia und ich erst einmal unser Zimmer und bald darauf den Stellisee. Diesmal geht es richtig luxuriös zu auf der Hütte. Wir haben Zweibettzimmer, es gibt Duschen mit Münzeinwurf und warmem Wasser. Das ist toll und wird später am Abend noch genutzt. Unser Zimmer ist schlicht, aber total urig und gemütlich eingerichtet. Ein fantastischer Blick auf das Matterhorn ist dabei inklusive. Genial!
Das Matterhorn, der Stellisee, die Kamera und ich
Jetzt geht es aber noch einmal raus Richtung Stellisee. Der ist wirklich ein Anziehungspunkt. Viele Wanderer sitzen hier, ruhen aus und genießen einfach den Moment. Andere wagen sich auch einige Zentimeter tief ins kalte, glasklare Wasser. Die meisten aber – und dazu zähle auch ich – versuchen hier das perfekte Foto vom Matterhorn zu schießen. Der Stellisee ist bekannt als Fotografen-Hot-Spot, denn hier gelingt an klaren und windstillen Tagen eine wunderbare Spiegelung des Matterhorns im See. Viele Fotografen gehen dafür schon mal knietief mit Stativ ins Wasser. Ich entscheide mich lieber für einen großen Stein.
Bekanntschaft mit der „Matterhornsteuer“
Zum Abendessen finden sich alle wieder in der gemütlichen Stube der Hütte ein. Hungrig fiebern wir dem Essen entgegen, das auch wirklich sehr lecker ist. Drei-Gänge-Menü gibt es übrigens recht häufig auf den Hütten. Wer also nur Nudeln mit Tomatensoße erwartet, der darf sich auf deutlich mehr freuen.
Apropos „mehr“. Unser Bergführer Christian weist uns immer wieder auf die Matterhornsteuer hin. Eine Flasche stilles Wasser kostet hier oben gerne auch mal 10 CHF – „das musst‘ halt zahlen hier oben. Das ist der Preis für den gigantischen Ausblick“ sagt er. Er muss es ja wissen, hat er doch mehrere Jahre im Wallis gelebt und unzählige Gäste auf verschiedendsten Touren begleitet. Wir werden uns bis zum Ende unserer Wanderwoche dennoch nicht ganz an dieses Preisniveau gewöhnen und sind immer wieder froh, wenn Christian die eine oder andere Wasserstelle als Trinkwasser freigibt, damit wir unsere Vorräte auffüllen können.
Bis zu dieser Reise hatte ich mir eigentlich nie Gedanken darüber gemacht, ob ich das Wasser aus dem klaren Bergbach lieber nicht trinken sollte. Daher habe ich recherchiert und folgende Tipps für euch:
Was ihr beachten solltet, wenn ihr Wasser aus der Natur trinken möchtet
- Je kälter das Wasser, desto sauberer ist es. In warmem Wasser vermehren sich Bakterien und Viren schneller als in kaltem Wasser.
- Je schneller das Wasser fließt, desto sauberer ist es. Stehende Gewässer hingegen sind ein Paradies für Bakterien, darum solltet ihr hier auf keinen Fall eure Vorräte füllen.
- Weidende Tiere können das Wasser mit ihren Hinterlassenschaften verunreinigen. Daher am besten nicht in der Nähe einer Weide Wasser nachfüllen. Wenn, dann nur oberhalb der Weide.
Hier könnt ihr euch noch genauer informieren wie ihr Wasser aufbereiten könnt.
Last-Minute-Schnappschüsse am Stellisee
Nach dem Dessert werde ich dann wieder unruhig. Es ist schon relativ spät, der Sonnenuntergang steht kurz bevor. Und damit die perfekte Zeit, um ein schönes Foto zum Abschluss dieses Tages zu schießen. Also flitze ich los. Bis zum Stellisee zieht es sich doch ein wenig, aber Reserven habe ich noch. Also wird gejoggt. Noch immer ist der Gipfel des Matterhorns in den Wolken. Viele Fotografen können mit einem dramatischen Wolkenspiel aber ohnehin mehr anfangen als mit einem „langweiligen“, klaren Himmel.
Auch ich finde diese Szenerie wirklich toll und freue mich über meinen Schnappschuss. Ich gebe in den letzten Minuten des Sonnenuntergangs noch mal alles bevor es dunkel wird und schieße ein Foto nach dem anderen. Ich hoffe, dass wenigstens ein Vernünftiges dabei ist.
Gute Nacht, Stellisee
Mit diesen tollen Eindrücken des Tages gehen wir auf unser Zimmer und schlafen selig ein. Ohropax machen sich auch im Zweibettzimmer gut, denn die Wände sind dünn und so hört man das Schnarchen aus dem Nachbarzimmer wenigstens nicht mehr. Richtig müde bin ich noch nicht und so liege ich in der Stille noch eine Weile wach und freue mich innerlich sehr über unsere Besteigung des Unterrothorns und die Möglichkeit, an dieser Wanderwoche teilnehmen zu können.
Morgen beginnt ein weiterer Tag, der uns einiges abverlangen wird.