Hüttentour rund um Zermatt: Über den Ritzengrat zu meinem ersten 3.000er

Die erste Nacht im Hüttenlager ist für mich immer besonders. Die Gruppe kennt sich erst seit wenigen Stunden, die Vorbereitungen am Abend sind irgendwie noch etwas umständlich und es braucht einfach eine gewisse Zeit, um den Rhythmus der Berge zu verinnerlichen. Auch ist am ersten Abend noch unklar wie gut man wohl in den nächsten Tagen wird schlafen können.

Während sich unsere Wandergruppe gemeinschaftlich entschieden hatte, in den Hüttenschlafsack zu kriechen, kamen später am Abend noch zwei Wanderfreunde. Ich hatte mich gerade darüber gefreut wie gut meine Ohropax diesmal hielten als es wieder unruhig wurde im Lager. Letztendlich war die Nacht dann aber doch recht entspannt, die ersten Mitreisenden hatten allerdings gegen 6 Uhr bereits ausgeschlafen. Ob wir wollten oder nicht, Claudia und ich waren somit auch wach. Mitgehangen, mitgefangen.

Über den Ritzengrat zum Unterrothorn

Nach einem kleinen Frühstück schnüren wir unsere Wanderstiefel. Jetzt geht es richtig los! Nachdem wir gestern allenfalls einen größeren Spaziergang unternahmen, wollen wir heute auf dem Europaweg über den Ritzengrat hoch zum Unterrothorn. Unser Tagesziel ist die Fluhalphütte ganz in der Nähe des Stellisees. Der Tag ist noch jung, die Sonne versteckt sich hinter den Wolken und die Wetterprognose sagt für heute noch Regen voraus.

Ein Fluss nahe der Täschalp
Idyllisch liegt die Täschalp in den Bergen

Wir verlassen die Täschalp Richtung eines Fluss, überqueren eine Brücke und gehen dann eine Weile gemütlich ohne viele Höhenmeter zu machen. Der Europaweg bietet viele Talblicke, so zum Beispiel Richtung Täsch und Richtung Zermatt. Der Gipfel des Matterhorns liegt noch in den Wolken. Alle warten nur darauf, dass sich das ändert, um das perfekte Foto vom Matterhorn schießen zu können.

Mattertal
Blick vom Europaweg ins Mattertal nach Täsch

Schließlich kommen wir an einen Wegweiser, der uns anzeigt, dass es jetzt vorbei ist mit der Gemütlichkeit. Wenn wir auf das 3.103 Meter hohe Unterrothorn wollen, müssen wir jetzt 800 Höhenmeter abreißen. Insgesamt werden wir heute 1.300 Höhenmeter im Aufstieg gehen.

Wandern und Lernen – Botanik für Anfänger

Der Pfad Richtung Unterrothorn führt über eine Wiese und ist nicht mehr als drei Fuß breit. Am Wegrand bestaunen wir die unterschiedlichsten Alpenblumen. Christine, ein erfahrenes Mitglied unserer Gruppe scheint Hobbybotanikerin zu sein und kann uns zu nahezu jeder Blume den Namen verraten. Claudia und ich haben da noch große Wissenslücken, die wir mit Christines Hilfe gerne schließen. Allmählich verändert sich die Landschaft.

Europaweg im Wallis
Zum Staunen ist auch heute wieder Zeit. Nur das Matterhorn versteckt sich noch.

Zunehmend begleiten uns statt saftig-grünen Weiden Gesteinsbrocken. Hier beginnt der Ritzengrat. Inzwischen sind wir ständig dabei, die Regenjacken an- und wieder auszuziehen. Das Wetter ist tatsächlich etwas wechselhaft, aber zumindest gießt es nicht wie aus Kannen. Bald können wir die Bergstation des Unterrothorns erkennen, brauchen dann aber doch noch eine gute Stunde bis wir es geschafft haben.

Ritzengrat_Wallis
Vom Ritzengrat aus kann man das Unterrothorn schon von Weitem erkennen.

Gemeinsame Jause am Gipfel des Unterrothorn

Ziemlich genau um 13 Uhr erreichen wir den Gipfel und die Bergstation. Ich habe meinen ersten 3.000er aus eigener Kraft erklommen. Das Ziel musste ich letztes Jahr im Vinschgau leider wetterbedingt ad acta legen. Umso froher bin ich heute, hier oben zu stehen und den Ausblick auf die Walliser Alpen und natürlich das Matterhorn zu genießen. Die Stimmung in unserer Gruppe ist ausgelassen und gelöst. Auch wenn die anderen Teilnehmer schon weit höhere Berge bestiegen haben, freut sich jeder, dass auch diesmal wieder alles gut gegangen ist.

Der Wind pfeift ein wenig mehr hier oben und der Himmel ist mit dramatischen Wolken bedeckt. Wir suchen uns an der Gaststätte ein sonniges und windgeschütztes Plätzchen. Heute ist leider Ruhetag im Restaurant, aber wir sind ja bestens ausgerüstet. Jeder packt seine Brotzeit aus. Wir teilen uns Kaminwurz, frische Tomaten und Weintrauben sowie selbst gemachtes Dörrobst und Fruchtleder.

Blick vom Unterrothorn auf das Matterhorn.
Vom Unterrothorn haben wir trotz Wolken einen direkten Blick auf das Matterhorn.
Blick vom Unterrothorn auf das Matterhorn.
Eine Panoramatafel erklärt die umliegenden 4.000er.

Wir genießen unsere Mittagspause mit dem fantastischen Blick, der sich von hier oben bietet und schauen den Bauarbeitern bei der Arbeit zu. Ja, Einsamkeit ist hier leider nicht zu finden. Für die anstehende Skisaison wird das Bergrestaurant erweitert. Die Arbeiter sägen, bohren und hämmern fleißig, während wir die Energiespeicher auffüllen.

Lest hier mehr über unseren Abstieg vom Unterrothorn und unserer Ankunft am Stellisee.