Angekommen an unserer heutigen Zielhütte – der Gandegghütte – staune ich über die Gletscherwelt.
Es ist beeindruckend und gleichermaßen beklemmend für mich, die sensible Schönheit dieser Naturgewalten zu erkennen. Ich bin froh hier zu sein und doch schäme ich mich, als Tourist und Skifahrer mit zu den negativen Folgen für die Natur beizutragen. Muss man wirklich in die hintersten Winkel der Alpen Lifte bauen? In dieser ohrenbetäubenden Stille denke ich noch eine Weile darüber nach bis mich die Truppe aus den Gedanken reißt. Ja stimmt, besonders gemütlich ist es hier draußen im Moment nicht, also schauen wir rein in die Hütte.
Gandegg ist wohl die urigste von allen Hütten, die wir in dieser Woche besuchen. Es gibt wieder ein gemütliches Bettenlager, wo wir aufgereiht wie an einer Perlenschnur nächtigen werden. Die Trockentoiletten befinden sich außerhalb des Hauptgebäudes, Duschen existieren nicht.
Ein Schnaps als „Betthupferl“
Nach dem Abendessen geht es Claudia und mir irgendwie nicht besonders gut. Um den Magen zu beruhigen, genehmigen wir uns einen Schnaps – auf Empfehlung unserer erfahrenen Mitstreiter – und kuscheln uns wenig später in unsere Hüttenschlafsäcke. Augen zu und durch – morgen geht es uns bestimmt wieder gut.
Auf dem Weg zum Schwarzsee: Erstens kommt es anders…
Über Nacht hat es die Schlechtwetterfront endgültig zu uns geschafft. Wir können lediglich bis zur Bergstation „Trockener Steg“ im Trockenen gehen, dann setzt der Regen wieder ein. Und er bleibt. Es hört einfach nicht auf und in der Ferne ertönt unheilvolles Donnergrollen. Bis zum Schwarzsee geht es mit der Gondel. Auf unserem Plan steht heute eigentlich ein Abstecher zur Hörnlihütte und später zur Trift. Hörnlihütte? Ja genau, DIE Hörnlihütte. Das Basislager für alle mutigen und verwegenen Matterhornbezwinger. Uns zieht es aber erst einmal ins Restaurant Schwarzsee. Da ist es warm und trocken.
…und zweitens als man denkt.
Hier warten wir auf besseres Wetter. Und warten. Und warten. Gegen Mittag schauen wir ein letztes Mal auf den Wetterbericht und buchen uns resigniert eine Nacht hier ein. Das wird heute nichts mehr. Es soll immer wieder kräftig regnen, Gewitter und Sturmböhen bis zu 100km/h geben. Das Wetter bestimmt den Rhythmus des Wanderers. So ist es nun einmal und wir fügen uns unserem Schicksal. Dann muss die Hörnlihütte eben ohne uns auskommen.
Wir schaffen es, den Tag mit einigen kurzen Spaziergängen rund um den Schwarzsee, Essen und Gesellschaftsspielen zu füllen. Hier holt mich auch der Alltag wieder ein und es entstehen interessante Gespräche über die Berufswahl und die derzeitige Geld-, Wirtschafts- und Finanzpolitik. Irgendwann ist auch der unfreiwillige Erholungstag beendet und das Doppelstockbett ruft. Hoffen wir, dass uns morgen die Sonne wieder anlacht.