Heute geht es mit dem Auto in das wenige Fahrminuten entfernte Kastelbell. An Apfelplantagen vorbei fahre ich in den Wald des Freibergs hinein zum Parkplatz „Alte Säge“. Mein Ziel sind heute die Kofelraster Seen, einer der Tipps von meinem Gastgeber Bernd im Hotel Schwarzer Widder.
Der Frühnebel steigt auf und hier oben ist noch wenig los. Zugegeben, es ist mit dem Auto eine ziemliche Gurkerei über endlose Serpentinen, aber wenn ihr von Kastelbell aus hochlaufen wollt, solltet ihr noch einmal 2 Stunden mehr Zeit einplanen.
Steil gehen im Freiberger Wald
Vom Parkplatz aus laufe ich gemütlich die Forststraße weiter bis ich auf einen Wegweiser treffe, der mich rechts einen Steig mitten durch den Wald Richtung Latschinger Alm führt. Die Gehzeit wird mit einer Stunde 20 Minuten ausgeschrieben, ich brauche allerdings nur eine knappe Stunde.
Der Weg ist recht steil und er führt durch einen ursprünglichen, mystischen Wald mit umgestürzten Bäumen. Ich lausche der absoluten Stille und muss ab und an genau schauen wo es weiter geht. Ich komme an eine Lichtung mit lauter Felsen vor mir. Jetzt sehe ich auch in südlicher Richtung den Berg, den ich hinauf muss.
Die perfekte Almidylle
Die Latschinger Alm liegt idyllisch auf knapp 2.000 Metern und ich sehe, dass bereits so früh am Morgen die ersten Gäste eingekehrt sind. Hühner und Hasen laufen hier frei herum, nur der Blick ins Tal ist durch den dichten Nadelwald unterhalb der Alm verdeckt.
Für mich ist es um 9.30 Uhr morgens noch zu früh, um einzukehren, also wandere ich nach einer kurzen Fotopause weiter. Es geht zunächst wieder kurz in den Wald hinein, dann geht es auf einen Weg über Geröll und Steine. So geht es eine ganze Weile bis ich den Berg bewältigt habe und auf der anderen Seite wieder hinunter Richtung Kofelraster Seen gehen kann.
Kofelraster Seen: Ein magischer Ort in den Bergen
Ich erreiche den ersten See nach einer Stunde und 20 Minuten. Er liegt in einer Senke, es gibt hier nur karge Landschaft, die kaum von Blumen gesäumt ist. Nur hin und wieder zeigt sich eine Blume zwischen dem Geröll. Größere Tiere habe ich heute auch noch nicht auf der Wanderung gesehen. Anders als auf den bisherigen Wanderungen standen weder Kühe noch Schafe im Weg. Die Steine sind auch hier oben mit einem grünlich-gelben Belag überzogen. Was das ist, weiß ich immer noch nicht. Aber es scheint typisch für diese Region.
Ich laufe weiter, denn hinter einem Hügel befindet sich ein weiterer See, der Lange See. Jetzt kämpft sich auch endlich die Sonne durch die Wolken und wärmt mich.
Während meiner Mittagspause unterhalte ich mich mit einem jungen Hirten, der die Kälber seines Chefs sucht, die hier angeblich irgendwo sein sollen. Er zollt mir Respekt, dass ich allein unterwegs bin. Ein gutes Gefühl.
Nach zwei weiteren Knäckebrotscheiben führt mich der Rückweg wieder hoch zum Berggrat, den ich dann Richtung Obermarzoner Alm entlang gehe. Hier kann ich noch einmal das Bergpanorama auf mich wirken lassen, bevor es einen Weg recht steil bergab geht. Dieser ist zum Glück nur kurz, dann führt er parallel am Berg entlang.
Glockengeläut und Murmeltierpfiffe: Musikalische Wanderbegleitung
Allmählich ändert sich meine Umgebung, die Steine werden seltener, dafür bin ich wieder von mehr grünen Almwiesen umgeben. Ich höre die mittlerweile vertrauten Warnsignale der Murmeltiere und dazwischen mischt sich stetig lauter werdend das Läuten von Kuhglocken. Bald sehe ich sie auch auf der Almwiese in der Ferne und erkenne, dass ich mal wieder mitten durch die Herde muss. Na toll! Und die eine graue Kuh, die vor mir steht, guckt auch noch so komisch.
Der Weg bis hierher war übrigens kaum als solcher zu bezeichnen. Es ging mehr oder weniger zwischen Felsen hindurch und über Wiese. Also, immer schön die Augen nach den Wegmarkierungen offen halten.
Mit knurrendem Magen Richtung Tal
Nach den Kühen wird der Weg wieder besser und es geht wieder in den Wald hinein. Der Weg ist recht steil und erinnert ein wenig an einen ausgetrockneten Bachlauf. Bald erreiche ich die Obermarzoner Alm, die sich auf 2.135 Metern befindet. Sie ist nicht bewirtschaftet, aber bietet eine gemütliche Rastmöglichkeit.
Ich gehe weiter, da ich heute auf der Marzoner Alm eine Kleinigkeit essen will. Der Weg führt mich weiter bergab durch den Nadelwald und komme an einen neugebauten Notunterstand, halte mich hier rechts Richtung Tschars und überquere einen kleinen Bach. Ich lese aufmerksam die Geschichte auf der Holztafel, die mich allerdings erschaudern lässt. Gerade in diesem dunklen Wald, wo weit und breit keine Menschenseele zu sehen ist, brauche ich so eine Gruselstory wirklich nicht!
Der Waldweg führt über zahlreiche Wurzeln, die immer noch glitschig vom Regen der vergangenen Nacht sind. Mein Magen macht sich mittlerweile recht deutlich bemerkbar. Es wird Zeit, dass ich was Richtiges zwischen die Kiemen bekomme. Ich kreuze einen Forstweg, kurz vorher war auf einem Schild zu lesen, dass es noch 30 Minuten bis zur Alm sind. Meine Schritte werden schneller, weil mein Hunger größer wird. Am nächsten Schild sind es noch zehn Minuten bis zur Alm, ab jetzt jogge ich. Ich komme aus dem Wald raus und laufe einen Forstweg entlang und dann ist sie da endlich! Die Marzoner Alm.
Das Beste kommt zum Schluss: Jause auf der Marzoner Alm
Ich suche mir ein lauschiges Plätzchen, wo ich das Treiben hier auch gut beobachten kann und bestelle eine Portion Käseknödel mit Salat. Sehr lecker und genau das Richtige für mein hungriges Gemüt.
Mit dem leckeren Essen und einer erfrischenden Himbeerschorle im Magen mache ich mich eine knappe Stunde später auf den Weg zum Auto. Es sind jetzt nur noch ca. 20 Minuten und so stört mich der einsetzende Nieselregen auch nicht weiter.
Ich blicke auf eine nicht allzu anstrengende Tour zurück, die allerdings Trittsicherheit verlangt und einige tolle Ausblicke nicht nur auf die Kofelraster Seen bietet.